»Gute Beratung kostet ein Honorar —
schlechte ein Vermögen.«Karl Matthäus Schmidt, 2012.
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Beratung
Typische Anlässe für eine paar- und sexualpsychologische Beratung sind partnerschaftliche Krisen und / oder Sexuelle Beziehungsstörungen (Ahlers & Schäfer, 2022a), die aufgrund von Entfremdungen, Enttäuschungen, Entzweiung oder Vertrauensbrüchen zustande kommen.
Ein häufiger Grund für Beratungsbedarf besteht in der Erosion der Sexualbeziehung innerhalb von Partnerschaften: Zwei Personen sind zwar ein Paar, aber die Beziehung wird nicht (mehr) geführt, sondern ist einfach nur vorhanden, wodurch auch die sexuelle Beziehung in Mitleidenschaft gezogen ist und vergeht.
Weitere Anlässe können beispielsweise übermäßiger Pornographie-Konsum bei der sexuellen Selbstbetätigung sein, sexuelle Außenbetätigungen wie Prostitutionskontakte, Seitensprünge bzw. sexuelle Affären sowie sexuelle Außen- bzw. Parallelbeziehungen (er oder sie hat eine(n) Geliebte(n)). Mitunter fühlt sich derjenige, der sich in der sexuellen Außenbetätigung ergangen hat, suchthaft unter Druck (sog. Hypersexualität / Sexsucht) und durch sein eigenes Treiben ausgelaugt und erschöpft (One-Night-Stand-Burn-Out: Ahlers 2004, in: Loewit, Beier, Ahlers Pauls, 2004). Öfter entsteht der Beratungsbedarf allerdings durch die Aufdeckung der sexuellen Außenbetätigung durch die Partnerin oder den Partner („Fremdgehen / Betrug“).
Häufig wird dieses Geschehen begleitet von nachlassendem oder abhandenem Verlagen nach sexueller Interaktion mit dem einen Partner („Keine Lust auf Sex“, sog. Appetenz-Diskrepanz; Ahlers & Lissek, 2015). Genau so kann es auch um Entäuschungszustände und Vertrauenskrisen durch unerfüllte Kinderwünsche gehen, etwa dann, wenn ein bestehender Kinderwunsch von einem der beiden Partner nicht geteilt wird oder sich ein Kinderwunsch (ob mit oder ohne Kinderwunschbehandlung) nicht erfüllt.
All diese Umstände führen in der Regel zu Beziehungs-Dysstress (Ahlers & Schäfer, 2020), der eine Beeinträchtigung der partnerschaftlich-sexuellen Beziehungszufriedenheit bedeutet, und damit eine Belastung der physischen, psychischen und sozialen Gesundheit und der allgemeinen Lebensqualität.
Ziel einer Paar- und Sexualberatung ist die Klärung der konfliktauslösenden Umstände und das Gewinnen von Transparenz bezüglich der Problemsituation. Häufig geht es zunächst um Informationsvermittlung und Aufklärung bezüglich der partnerschaftlichen und sexuellen Beziehungsproblematik und -dynamik und das Aufzeigen und gemeinsame Erarbeiten von Umgangsmöglichkeiten und mögliche partnerschaftliche Perspektiven. All diese Konflikte und Erschütterungen können im Rahmen einer paar- und sexualpsychologischen Beratung erörtert, bearbeitet und geklärt werden, sofern bei beiden Partnern die Bereitschaft zu einer Paarpsychologischen Beziehungsklärung (Ahlers & Schäfer, 2018) gegeben ist, durch welche sich herausstellen kann, ob eine Fortsetzung der partnerschaftlichen Sexualbeziehung beiderseits möglich und gewünscht ist oder nicht.
In diesem Prozess kann das Paar für sich herausfinden, ob, und wenn, was beide Partner (noch) mit- und voneinander wollen. Es werden die Fragen geklärt: Was eint und was entzweit uns? Was bindet und was trennt uns? Ergebnis einer Paarpsychologische Beziehungsklärung ist damit nicht ein garantiertes Happy End („There is no Honeymoon-Guaranty!“), sondern konsequente Transparenz: „Es kommt dabei heraus, was sich darin befindet!“ (Ahlers & Schäfer, 2018).
Die gesamte Paar- bzw. Sexualberatung steht unter konsequenter Bewertungs-Abstinenz (Ahlers & Lissek, 2015): Es geht darum, die Dinge zu erkennen und zu benennen, die Dinge zu beschreiben und nicht zu bewerten. „Denn nur, was Wort wird, kann auch Werk werden“ (Ahlers & Schäfer, 2018).